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Sepp Haslberger hat „seine Aufgabe erfüllt und ist nach Haus gegangen“

Am Samstag, 12. Mai wurde Sepp Haslberger in Ried bestattet. Er stand im 92. Lebensjahr.

Vor 77 Jahren, am 24. Mai 1934 ereilte ihn als neunjährigen Buben ein Schicksal, das sein Leben massiv beeinträchtigte. Hitler hatte in Deutschland die Macht übernommen und diktatorisch ausgebaut. Seine Anhänger wollten einen sofortigen „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Weil ihnen im „Ständestaat“ unter Kanzler Dollfuß‘ entschlossener Widerstand geleistet wurde, starteten sie eine Terrorwelle ohne Beispiel.
Es entgleisten auch Züge, es gab Tote und viele Verletzte. Das „harmloseste“ waren noch die sogenannten Böller, die auf Sachschäden und Chaos zielten.

Pepperl, dem Volksschüler kostete ein solcher „Böller“ ein Auge, brachte viele Schmerzen und eine lebenslange Behinderung. Die Kosten für die am Rande der Armut lebenden Eltern waren zudem ein soziales Problem.

 

In dieser Situation bot sich Dipl.Ing. Paul als Helfer an. Sein Wohnhaus war das eigentliche Ziel des geplanten Anschlags. Der Sohn des Leiters des Bauamtes Ried war bereits Pfadfinder und so wollte er dies auch dem nun einäugigen Buben dieses Abenteuer ermöglichen. Er kaufte Uniform und leistete Beiträge für Ausflüge und Lager.

Beim 75-Jahr-Jubiläum der Pfadfinder-Gruppe Ried erzählte Sepp sein Schicksal im Zeitzeugen-Abend, in dem auch Josef Ruprechtsberger, Franz Zarda und Dr. Hans Wagner von der Zeit bis 1938 und der sofortigen Beschlagnahme des Heims und der Vernichtung aller Unterlagen berichteten.
Lange Zeit war Sepp auch bei den Aktivitäten der „Alten Knochen“ dabei und ein Gast beim „Knödeltag“.

Immer wieder geriet der Geschädigte auch durch den politischen Wechsel „zwischen alle Stühle“ und musste Benachteiligungen erleben.

Seinen Humor konnte man ihm nicht nehmen.

Gottfried Gansinger