Wi/Wö Sommerlager 2021 – Franking
„Ritterausbildungl“
11.07. – 14.07.2021
Sonntag:
„Liebes Tagebuch, gestern haben wir eine alte Frau getroffen und wir haben ihr Wasser und Brot gegeben. Sie hat eine Nachricht unter die Bank geklebt. Da stand eine Geschichte auf einem Zettel. Auf dem zweiten stand: Morgen kommt Ritterin Sophie.“ (Stefanie)
Um 14 Uhr ging es vom Pfadfinderheim in Fahrgemeinschaften zur Volksschule Franking. Dort angekommen, besichtigten wir gemeinsam die Schule, bevor die WiWö ihre Klassen beziehen durften.
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Nach einer Stärkung durch köstliche Kuchen, die einige Eltern und Großeltern gebacken hatten, spazierten wir zum Holzöstersee. Wir probierten die lustigen Spielstationen entlang des Sees aus und wanderten den Brettermoorweg entlang. Am Rand des Weges fiel uns eine kaputte Holztafel auf. Erst als wir das fehlende Stück im Gestrüpp darunter gefunden hatten, konnten wir die Inschrift entziffern – die Sage vom Mäuseschloss:
„In uralter Zeit lebte ein reicher, stolzer Graf, der aber ein Herz aus Stein in seinem Leibe hatte. Er besaß auf dem Burgstall in Holzöster ein stolzes Schloss, das seine Pracht im See spiegelte.
Damals waren harte Kriegszeiten und überall herrschte Not. In jedem Hause waren sie gleich arm und nirgendwo konnten die Allerärmsten ein Krümlein Brot finden. So gingen sie bald zum erbarmungslosen Grafen, der sie aber, sobald sie in Sichtweite der Burg gerieten, verjagen ließ.
Die Not wurde immer größer, daher wagten sich immer mehr und mehr bis vor das Burgtor. Der Graf spottete jedoch der Armen, ließ sie ergreifen und in den Hungerturm werfen. Da nun die Verstoßenen weinten und klagten und, vom Hunger gepeinigt, schrien, dass der Graf sie an der Tafel im Rittersaal hörte, sagte er zu seinen Gästen: „Hört ihr, wie meine Getreidemäuse winseln und pfeifen!“ Sein Herz blieb verstockt, sein Gefühl das eines Steines.
Da setzte Gott dem Tun des Grafen ein Ende. Er schickte ihm so viele Mäuse ins Haus, dass das ganze Haus davon erfüllt war. Sie kamen in alle Räume und sogar ins Bett des Grafen. Der konnte sich nicht mehr helfen. Ratlos verließ er das Schloss und baute sich inmitten des Sees ein neues Haus.
Doch nicht lange währte die Sorglosigkeit des Grafen, denn die Mäuse kamen auf kleinen Brettchen über den See geschwommen und bevölkerten bald auch das neue Schloss. Es dauerte nicht lange, da neigten sich die Fundamente, die Mauern wankten, das Schloss versank mit Mann und Maus in den dunklen Fluten des Holzöstersees.“
Wir nahmen die Tafel in die Schule mit, um sie zu reparieren.
Zurück in der Schule richteten einige fleißige WiWö ein Willkommens-Buffet mit belegten Broten und Fruchtjoghurt her. Erst als sich alle die erste Portion geholt hatten, sagten wir wie immer gemeinsam unseren Essenspruch: „Piep piep piep, wir ham uns alle lieb! Jeder esse, was er kann, nur nicht seinen Nebenmann. Und, wir nehmen´s ganz genau, auch nicht seine Nebenfrau. Hat er sie dann doch gegessen, Zähneputzen nicht vergessen!“
Während des Essens kam plötzlich eine alte Frau mit langem Rock und Hut von hinten über den Spielplatz zu uns. Sie war müde und wollte ein Glas Wasser. Wir bewirteten sie und fragten sie nach ihrem Namen. Sie meinte, sie wäre die Waldfee und verabschiedete sich einige Zeit später.
Nach dem Abwasch durch das Dienstrudel und Freizeit für die anderen ging der Tag mit einem gemütlichen Lagerfeuer zu Ende. Wir sangen das Schlumpflied und ließen den ersten Tag Revue passieren. Beim Wegräumen der Bänke entdeckte Xaver unter seiner Bank einen Brief mit Siegel – eine Botschaft, die anscheinend die Waldfee zurückgelassen hatte… Es war ein Brief der Ritterin Otilia von Holzöster: Sie sei die Nachfahrin des bösen Grafen und die Vorsitzende des Ritterordens „Die tapferen Mäuse“, welcher die Schuld des Grafen wieder gut machen wolle. Sie hätte einen wichtigen Auftrag für uns Pfadfinder und würde uns am nächsten Tag Ritterin Sophie schicken, die uns zu Knappen ausbilden würde… Um 21.30 Uhr krochen wir in unsere Schlafsäcke und waren sehr gespannt auf den nächsten Tag…
Montag:
„Wir wurden zu Rittern ausgebildet. Wir haben Tunikas bedruckt. Mir hat besonders gefallen, Schild und Schwert zu bemalen.“ (Jana)
„Das Essen ist immer sehr lecker. Und wir haben ein Eis bekommen. Am Holzöstersee sind wir baden gegangen…“ (Stefanie)
„Wir waren baden und haben mit Ritterin Sophie ‚Wer bin ich?‘ gespielt. Zuvor hatten wir Schwert und Schild bemalt. Nach einer Zeit sind alle in die Klasse gegangen und wir haben uns einen Namen fürs Rudel überlegt. Der Name heißt ´Die feurigen Adler‘.“ (Leopold Hainzl)
Heute war Theresas 9. Geburtstag, und diesen feierten wir beim Frühstück mit Geburtstagslied, Geburtstagstorte, Spritzkerze und einem kleinen Geschenk.
Nach dem Frühstück (Kakao, Semmeln mit selbst gemachter Marmelade oder Nutella) räumten die Rudel ihre Klassen für den SALAWE (Sauberkeits-Lager-Wettbewerb) zusammen. Alle Zimmer waren sehr ordentlich und bekamen daher 10 Punkte.
Ritterin Sophie, die kurz nach dem Frühstück gekommen war, berichtete uns folgendes:
„Als das Schloss im Holzöstersee im Jahr 1450 versunken ist, ging auch der Schatz des bösen Grafen mit unter. Jahrhundertelang versuchte man, diesen Schatz zu finden, doch es ist nicht gelungen. Vor kurzem tauchte bei der Restaurierung der Kapelle in Holzöster aber ein geheimes Dokument auf. Die Tafelrunde unter dem Vorsitz von Ritterin Otilia hat beschlossen, das Rätsel gemeinsam zu lösen, den Schatz zu finden und ihn an die Armen zu verteilen, um die Schuld des bösen Grafen wieder gut zu machen. Doch Ritter Magnus hat das Dokument gestohlen und möchte den Schatz allein finden und für sich behalten! Er hat anscheinend Spielschulden…
Wir müssen das gemeinsam verhindern!!! Die anderen Ritter und Ritterinnen patrullieren seit Freitag rund um den See, damit Ritter Magnus den Schatz nicht heben kann, auch wenn er das Rätsel vielleicht bereits gelöst hat… Ihr Pfadfinder sollt ihn bitte suchen und ihn davon überzeugen, den Schatz gemeinsam zu heben und den Armen zu geben!“
Dieser Auftrag erforderte aber zuvor natürlich eine Ausbildung. Und so verlief die Knappenausbildung unserer WiWö am Montag Vormittag:
Bei Ritterin Sophie lernten die WiWö vieles über die ritterlichen Tugenden (Tapferkeit, Freundlichkeit, Höflichkeit, Freigiebigkeit, Treue, …).
Sie erfuhren, dass die Ritterlichkeit eines der Ideale der Pfadfinder ist: BiPi hat in seinem Buch ‚Scouting for Boys‘ geschrieben, dass Pfadfinder versuchen sollen,
die „Ritter der Neuzeit“ zu sein.
Anschließend lösten sie ein Rätsel über Ritter und Burgen.
- Bei Clara bemalten sie ihr Schwert und ihr Schild.
- Bei Barbara und Gudrun bedruckten sie Ritter-Tunikas mit ihrem Namen und verschiedenen Mustern.
- Bei Christoph absolvierten sie einen Kletter- und Geschicklichkeitsparcours
und lernten den Umgang mit der Hellebarde.
Nach dem Mittagessen (Spaghetti mit oder ohne Sugo) und einer ruhigen Mittagspause gingen wir zum Holzöstersee, um dort zu schwimmen und ev. Spuren von Ritter Magnus zu finden. In der Eisdiele in Holzöster bekamen alle eine Kugel Eis. Viele Kinder sprangen bei herrlichem Badewetter in den See. Clara borgte ein Tretboot im gegenüberliegenden Strandbad aus und die WiWö durften abwechselnd in Kleingruppen mit dem Tretboot fahren. Ritterin Sophie spielte mit einer immer größeren Anzahl von Wichteln und Wölflingen „Wer bin ich?“, bevor sie leider zurück nach Salzburg musste.
Zum Abendessen gab es Eiernudeln, Eierspeis und Spiegeleier von Stefanies Hühnern.
Als wir um ca. 20.30 Uhr am Lagerfeuer saßen und sangen, rief uns Ritterin Sophie an: Ritterin Otilia hatte sich bei ihr gemeldet. Ritter Magnus war heute Abend beim Kirchenwirt in Franking (nahe der Volksschule) gesehen worden! Wir bekamen den Auftrag, am nächsten Tag in der Früh hinzugehen und zu versuchen, Spuren von ihm zu finden.
Schnell schlüpften wir in unsere Schlafsäcke, um am nächsten Tag fit für unser Abenteuer zu sein…
Dienstag:
„Gestern am Montag bekamen alle von Gudrun und Christoph ein Eis. Ich bekam eine rote Riesenwaffel, das war lecker. Heute waren wir auf einem Abenteuer und fanden den pokernden Magnus. Wir schafften es aber, ihn ab zu suchtn. Ich fand eine Schatztruhe und wir durften mit der Kutsche fahren.“ (Armin)
„Mir gefällt das Lager sehr. Wir haben Magnus überzeugen können, dass er den Schatz mit uns sucht und ihn Otilia gibt und dass er nicht mehr spielt. Wir wurden zum Ritter geschlagen.“ (Stefanie)
„Liebes Tagebuch, wir haben heute ein spannendes Abenteuer erlebt. Wir haben einen Schatz gefunden!!! Und den Schatz haben wir Otilia gebracht! Den Schatz darf Otilia dann den armen Leuten geben!!!!!“ (Xaver)
„Wir haben Magnus überredet, dass er uns den Schatz gibt, um ihn für arme Leute zu spenden. Danach kam Otilia mit ihrem Pferd. Sie hat uns zum Ritter geschlagen. Otilia hat uns ein Mäusewappen gegeben. Wir sind von Otilia zum Kutschenfahren eingeladen worden. Das war so lustig!“ (Jana)
„Heute, 13.7.2021, war einer der coolsten Tage. Weil wir heute einen Dieb gefangen haben, der Magnus hieß. Als Belohnung bekamen wir eine Kutschenfahrt.“ (Leopold Hainzl)
Nach dem Frühstück und der täglichen SALAWE-Kontrolle zogen wir unsere Ritter-Tunikas an. Aus der Waffenkammer im Keller holten die WiWö ihre Schwerter und Schilde. Clara nahm die Hellebarde mit und Gudrun ein Langschwert. So ausgerüstet und mit klaren Anweisungen von Christoph, das Schwert nur auf seinen Befehl hin zu ziehen, machten wir uns auf den Weg zum Kirchenwirt.
Ziemlich schnell wurden wir fündig: Ritter Magnus hatte vor dem Gasthaus Spielkarten und Jetons verloren. Ein Stück weiter fanden wir auf einem großen Stein ein paar winzige Würfel. Immer weiter folgten wir der Spur des Spielers, zuerst hinaus aus Franking, über einen Hügel, vorbei an einem großen Baum, wieder bergab, fast bis zum Reitergut Lasser – und dann rechts den Hügel hinauf. Bei einer Bank mitten in der Wiese sahen wir drei Gestalten, die plötzlich verschwunden waren. Auf der Bank lagen wieder Jetons, Würfel und Karten. Da wir uns nun dem Waldrand näherten, beschlossen wir, leise zu sein und im Gänsemarsch weiterzugehen.
Auf der Wiese war es schwül gewesen, im Wald wurde es kühler…Plötzlich sahen wir auf der rechten Seite Absperrungen zwischen Bäumen, die die WiWö mit ihren Schwertern eine nach der anderen durchschlagen mussten, damit wir weiterkamen. Weiter hinten im Wald bei einem Hochstand erblickten wir ein rot-gelbes Schild – das musste Magnus gehören. Doch wir sahen ihn nicht… Wir umzingelten den Hochstand – und da, in einer Mulde hinter dem Baum, da saß er – Ritter Magnus mit seiner rot-schwarzen Tunika und einer mittelalterlichen Haube am Kopf! Er hatte nur ein kleines Holzschwert dabei, und wir waren so viele, daher hatten wir keine Angst. Außerdem gab Magnus schnell zu, Otilia das Dokument gestohlen zu haben. Er zeigte uns seinen Pfandschein: Sein Schwert war im Dorotheum in Salzburg und würde demnächst um 1.500 Euro versteigert werden, wenn er seine Spielschulden nicht zahlen könnte.
Ritter Magnus tat uns fast schon ein wenig leid, und so halfen wir ihm mit dem Rätsel des bösen Grafen, bei dem er allein nicht weiterkam. Dass ein Burgbrunnen „Zisterne“ genannt wird und der Schlafraum einer Burg „Kemenate“, war ihm nicht bekannt, und auch mit den ritterlichen Tugenden kannte er sich nicht aus – doch unsere WiWö Dank ihrer Knappenausbildung schon! So kamen wir nach und nach auf die richtigen Koordinaten für den Schatz im See, und Clara zeichnete sie auf einer Landkarte ein.
Jetzt fehlten aber noch die zwei Schlüssel für die Schatzkiste. Diese hatte Ritter Magnus hoch auf den Bäumen versteckt. Theresa gelang es, den ersten Schlüssel mit der Hellebarde vom Baum zu holen, und auch den zweiten Schlüssel fanden wir.
Jetzt ging es bergab zum Ufer des Holzöstersees. Bei dem Steg, den wir durch die Koordinaten herausgefunden hatten, suchten die WiWö das Ufer und das Wasser ab.
Siehe da: Armin entdeckte am Ufer zwischen Wurzeln eine rostige Kette und zog mit anderen WiWö eine hölzerne Schatzkiste aus dem See. Wir staunten nicht schlecht, als wir sie mit den zwei Schlüsseln geöffnet hatten: Goldstücke, Kerzenleuchter, Schmuck, Edelsteine und zwei goldene Wachteln waren darin. Was für eine Freude!!!
Genau in diesem Moment rief Ritterin Sophie an und bat uns, die Schatzkiste zur Wiese am Waldrand zu bringen, wo uns Ritterin Otilia aufsuchen würde. Kaum hatten wir es uns auf der Wiese mit unserer Jause gemütlich gemacht, hörten wir ein Pferd den Hügel herauftraben – und auf dem großen braunen Pferd namens „Karl der Große“ saß Ritterin Otilia mit ihrem Schwert. Entsetzt rief sie „Magnus!“ und ließ sich von uns die ganze Geschichte erzählen. Voll Freude darüber, dass wir Magnus überzeugt und den Schatz gefunden hatten, schlug sie alle WiWö zu Ritterinnen und Rittern und überreichte ihnen als Ehrenmitglieder des „Ritterordens der tapferen Mäuse“ ein goldenes Mäusewappen.
Bevor Ritterin Otilia weg ritt, lud sie uns als Dankeschön um 13.30 Uhr zu einer Kutschenfahrt zurück zur Schule ein. Nach einer Jause und Süßigkeiten unten am See und Zeit zum Spielen wanderten wir zum Reitergut Lasser, wo schon die Kutsche auf uns wartete. Die braven Pferde Charly und Chico zogen unsere Kutsche. Kutscher Florian erzählte uns viel über die beiden und die Gegend rund um den Holzöstersee. Auf der Straße gingen die Pferde Schritt, doch am weichen Waldweg galoppierten wir ein paarmal – das war ein Spaß!
Als wir nach etwa einer Stunde bei der Volksschule ankamen, waren dunkle Wolken aufgezogen. Glück gehabt – kaum in der Schule, kam Wind und Regen auf, weswegen wir die Tische und Gaskocher in die Pausenhalle trugen. Nach einer Stärkung mit Joghurt, Pfirsichkompott und Kuchen nutzte der Großteil unserer WiWö den Rest des Nachmittags für Erprobungen bei Barbara, Clara und Gudrun.
Nach dem Abendessen (Spätzle mit Käse, geröstetem Zwiebel und Apfelmus) spielten wir viele lustige Spiele im Turnsaal: Fallschirm, „Krokodil“ und „Armer schwarzer Kater“. Sogar Popcorn gab es
Heute ging es bereits etwas früher in die Schlafsäcke, doch bei manchen wurde noch eine Zeitlang im Dunkeln geplaudert…
Mittwoch:
Am letzten Lagertag frühstückten wir gemütlich in der Pausenhalle der Schule, während es draußen regnete.
Nach dem SALAWE schrieben einige WiWö insgesamt 16 (!) Postkarten und warfen sie in den Postkasten beim Gemeindeamt. Viele Wichtel und Wölflinge machten Erprobungen, andere fuhren ein letztes Mal mit den tollen grünen Rollbrettern der Schule und manche halfen beim Steckerlbrotteig und beim Feuermachen.
Zu Mittag hörte der Regen Gott sei Dank auf. So konnten wir alle gemeinsam um die große Feuerschale sitzen und genüsslich Steckerlbrot, Bratwürstel und Maiskolben grillen und verspeisen.
Nach dem Abwasch verschwanden unsere WiWö in ihren jeweiligen Klassen und packten ihre Sachen. Anzumerken ist, dass heuer viele hilfsbereite Pfadfinder ihre LeiterInnen immer wieder fragten, wo sie noch helfen könnten. Somit waren die Klassen schnell besenrein und wir konnten zur Lagerreflexion in den Turnsaal gehen.
Unseren WiWö haben heuer folgende Dinge besonders gut gefallen: die Kutschenfahrt, der Ritterschlag, der Schatz mit den goldenen Wachteln, dass wir Ritter Magnus überzeugt haben, das Baden und die Spiele im Turnsaal