Sonntag:
„Liebes Tagebuch, am Sonntag besichtigten wir die Volksschule, bevor wir unsere Zimmer besiedeln durften. Unser Zimmer befand sich im obersten Stockwerk.“ (Tobias St.)
„Dann haben wir eine Stadtbesichtigung gemacht und haben Eis gegessen. Beim Rückweg fand Jonas einen Sack mit Fingerabdrücken darauf. Darin war eine Karte, auf der stand „Sabotage“ bei der Erlachmühle. Dann haben wir ein Lagerfeuer gemacht und Gudrun und Tobias haben Gitarre gespielt.“ (Maxi K.)
Um 14 Uhr ging es vom Pfadfinderheim in Fahrgemeinschaften zur Volksschule Mondsee. Dort angekommen, besichtigten wir gemeinsam die große Schule, bevor die WiWö ihre Klassen beziehen durften.
Nach einer Stärkung durch köstliche Kuchen spazierten wir bei hochsommerlichen Temperaturen nach Mondsee zur Eisdiele „Übleis“, die gar kein so übles Eis hatte 😉
Am Weg fielen uns immer wieder Plakate auf, auf denen ein Nikolaus Katzlberger nach Hinweisen zu einem gestohlenen Teil der alten Erlachmühle suchte. Nach dem Eis schlenderten wir weiter bis zum Springbrunnen am See, setzten uns auf die Stufen und hielten unsere Füße in den angenehmen Mondsee. Am Rückweg probierten wir aus, wie viele WiWö auf eine Parkbank passen 😉 Uns fiel auf, wie viel Müll am Boden liegt – die WiWö sammelten eifrig Autokarten und andere Dinge. Knapp vor der Schule entdeckte Jonas A. unter einem Busch ein Plastiksackerl. Darin befand sich eine Karte, auf der die Erlachmühle markiert war, daneben stand in roter Schrift „Sabotage“. Auch die nahe gelegene Fischzucht war markiert.
Zurück bei der Schule beratschlagten wir gemeinsam, was wir tun sollten. Viele WiWö hatten interessante Theorien, was passiert sein könnte. Schließlich einigten wir uns darauf, die Nummer vom Plakat zu wählen und Nikolaus Katzlberger von unserem Fund zu erzählen. Wir erfuhren, dass er der Müllerlehrling der Erlachmühle ist. Vor ein paar Tagen schlief er aus Versehen ein, in dieser Zeit wurde ein altes Riemenrad gestohlen. Ohne dieses Rad funktionierte die Mühle nun nicht mehr, und am Dienstag würde seine Chefin, die Müllermeisterin Antonia Wienerroither, wieder zurückkommen…
Wir luden Nikolaus ein, am nächsten Tag zu uns kommen und mit uns gemeinsam zu überlegen, wie wir den Dieb ausfindig machen könnten.
Nach dem Telefonat mit Nikolaus richteten viele fleißige WiWö ein Willkommens-Buffet mit belegten Broten und Fruchtjoghurt her, die anderen genossen den Spielplatz vor der Schule. Erst als sich alle die erste Portion geholt hatten, sagten wir wie immer gemeinsam unseren Essenspruch: „Piep piep piep, wir ham uns alle lieb! Jeder esse, was er kann, nur nicht seinen Nebenmann. Und, wir nehmen´s ganz genau, auch nicht seine Nebenfrau. Hat er sie dann doch gegessen, Zähneputzen nicht vergessen!“
Nach dem Abwasch durch das Dienstrudel und Freizeit für die anderen ging der Tag mit einem Lagerfeuer gemütlich zu Ende. Erst um ca. 22 Uhr krochen wir in unsere Schlafsäcke. Einige brauchten sehr lange, um sich an die Geräusche der Schule zu gewöhnen und in ihrer ersten Nacht am Lager einzuschlafen…
Montag:
„Liebes Tagebuch! Wir WiWö standen schon um 6.45 Uhr auf. Zum Frühstück gab es Semmeln mit Nutella, Butter und Marmelade. Zum Trinken gab es Kakao und Wasser. Dann hatten wir verschiedene Stationen aufgebaut. Bei diesen Stationen gab es T-Shirts bedrucken, Fingerabdrücke untersuchen, Amulette bearbeiten, Spiele spielen und alles zum Thema Brot backen. Zum Mittagessen gab es Spaghetti mit Tomatensoße.
Dann sind wir zum Mondsee baden gegangen. Das Wasser war sehr warm. Ein paar Kinder sind zu einer Plattform geschwommen und ein paar sind im kleinen Bereich geblieben. Wie alle draußen waren, aßen wir noch Wassermelone und Semmeln. Danach sind wir wieder nach Hause gegangen. Zum Abendessen gab es Ei-Variationen und Nudeln. Um 21 Uhr sind wir mit Nikolaus, das war der Lehrling von der Erlachmühle, zur Fischzucht gegangen, weil in der Erlachmühle ein Teil gestohlen wurde. Wir fanden sehr viele Spuren und es war schon sehr dunkel. Dann gingen wir wieder nach Hause. Zu Hause fielen alle sofort ins Bett!!!!“ (Pauline H.)
Am Montag in der Früh stand gleich etwas Besonderes am Programm: Davids 9. Geburtstag! Wir gratulierten und überreichten ihm die Geschenke seiner Eltern und eine Pfadfinder- Taschenlampe. Danach teilte David mit seinem Rudel seinen leckeren Geburtstagskuchen.
Nach dem Frühstück (Kakao oder Tee, Semmeln mit selbst gemachter Marmelade, Nutella und Honig) räumten die Rudel ihre Klassen für den SALAWE (Sauberkeits-Lager-Wettbewerb) zusammen. Alle Zimmer waren sehr ordentlich und bekamen daher alle möglichen 10 Punkte, so wie auch an allen restlichen Tagen.
Am Vormittag standen Stationen zu unserem Lagermotto „Brot & Spiele“ auf dem Programm. Diese mussten allerdings noch ein wenig warten, da sich ja Nikolaus Katzlberger, der Müllerlehrling, angekündigt hatte… Um ca. 9.30 Uhr betrat er die Schule: Ein großer, sympathischer junger Mann, der begeistert war, dass wir die Karte gefunden hatten, und der sich gleich wohl fühlte bei uns. Nikolaus hatte Material dabei, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen, außerdem Schwarzlichtlampen und fluoreszierende Gegenstände.
Das waren unsere Stationen am Vormittag:
- Bei Carola lernten die WiWö Wissenswertes über das Brotbacken, die richtigen Zutaten, durften Mehl in Grieß, Kleie und Feinmehl sieben und das Mehl außerdem verkosten.
- Bei Clara spielten sie alte Spiele wie Tempelhüpfen, Gummihüpfen und das legendäre Wikingerschach.
- Bei Christoph gestalteten die WiWö kreative Amulette aus Speckstein.
- Bei Barbara & Gudrun bedruckten sie Lagerleiberl mit Getreideähren, Lupen und Fußabdrücken.
- Von Nikolaus lernten die WiWö, wie man Fingerabdrücke sichtbar macht.
Außerdem untersuchten sie verschiedene fluoreszierende Gegenstände und Flüssigkeiten (Mineralien, Tonic Water, …) unter Schwarzlicht.
Nach dem Mittagessen (Spaghetti mit Tomatensauce) und einer ruhigen Mittagspause in den Klassen ließen sich die Leiter:innen von den WiWö nochmals die Versuche mit Schwarzlicht vorführen. Dabei wurde auch die Karte des Diebs begutachtet. Und siehe da: Auf dem Plastiksackerl kam ein fluoreszierender Handabdruck zum Vorschein!!! Wir beschlossen, am Abend zur auf der Karte eingezeichneten Fischzucht zu gehen und dort nach weiteren Spuren zu suchen.
Da es sehr heiß war, machten wir uns aber zunächst auf ins Alpenseebad Mondsee. Wir suchten uns einen schattigen Platz unter einem großen Baum und zogen uns um. Eine große Gruppe von Kindern schwamm mit einigen Leiter:innen hinaus zur Plattform, andere blieben im seichteren Bereich und bauten im Sand Muschelhotels und Sandburgen. Ein paar mutige Kinder sprangen mit Nikolaus vom hohen Sprungturm. Gestärkt mit Wassermelonen und Semmeln spazierten wir wieder zurück zur Schule.
Zum Abendessen gab es Allerlei vom Ei (Eierspeis, Spiegeleier, Häm and Eggs, Eiernudeln). Danach spielten einige Kinder Wikingerschach; Matthias, Paul und Pauline zeichneten mit Straßenmalkreiden eine große Pfadfinderlilie auf den Asphalt; Tobias St., Anna und Pauline machten mit Nikolaus eine Gitarrensession und viele Kinder zeichneten.
Um ca. 20.30 Uhr machten wir uns mit den Schwarzlichtlampen auf zur Fischzucht. Es wurde langsam dunkel und etwas gruselig war es schon… Je weiter wir ins Helenental hineingingen, desto verlassener wurde die Gegend und verfallener die Häuser. Auf einem alten Fabriksgelände entdeckten wir die erste Spur: einen Handabdruck am Geländer! Weitere Spuren folgten. Knapp vor der Fischzucht ging es durch ein Tor zum Beginn eines schmalen Weges – da lag eine Umhängetasche mit abgerissenem Riemen und Handabdrücken im Gebüsch. Drinnen war ein blaues Heft, eine Art Tagebuch… Beim Durchlesen wurde uns klar: Der Verfasser, selbst anscheinend ein Bäcker, war so eifersüchtig auf die Erlachmühle, dass er sie sabotiert hatte!
„…Ich habe es so satt, dass alle immer von dieser dummen Mühle reden! Sooo gut ist das Brot dann auch wieder nicht. Ja, es ist luftiger als Wolken und geschmackvoller als Ambrosia und es muss nicht wie mein Brot in Wasser getaucht werden, um nicht mehr Waffenqualität zu haben. Aber nur deshalb muss es doch nicht die ganze Zeit so gelobt werden.“…
„…27.6. Schon wieder sind Menschen in meine Bäckerei in St. Wolfgang gekommen und haben von der Erlachmühle geschwärmt. Ich komme im Moment so oft nach Mondsee, um die Mühle auszuspähen, dass ich mir in der Nähe eine kleine Hütte von einem Bauern gepachtet habe. Sie ist nicht groß, aber ich glaube sie könnte sehr gemütlich werden, wenn sie eingerichtet ist. Jetzt habe ich in der Nähe meiner Feinde eine Übernachtungs-möglichkeit.“
„…1.7. Hab nach nützlichen Informationen gesucht, aber nur diese alte Zeitung gefunden. Hat mir gleich mal den Tag ruiniert. „Mondseerin ist Österreichs jüngste Müllermeisterin“… Antonia Wienerroither, so ein dummer Name… Die ganze Familie, die kommen sich doch alle so gut vor. Mir ihrer oh so alten und oh so schönen und oh so besonderen Mühle. Und dann auch noch die blöde Fischzucht von ihrem blöden Bruder…“
„…4.7. Ich habe versucht, gutes Brot zu backen, aber es kaufen trotzdem alle lieber bei der blöden Erlachmühle ein. Es bleibt mir nur eine einzige Wahl: Ich muss dafür sorgen, dass die Mühle kein Mehl mehr mahlen kann… Ich werde mich hineinschleichen und einen Teil der Mühle stehlen – muss nur aufpassen, dass ich ein wichtiges Teil mitnehme, sonst war das Ganze umsonst!“
„…6.7.2023: Es ist vollbracht! Es ist alles perfekt nach Plan gelaufen! Der Lehrling hat geschlafen, ich hab ein Umlenkrad (oder so?) abmontiert und bin damit abgehauen…“
Im Tagebuch befand sich auch eine selbst gezeichnete Karte, auf der die erwähnte Hütte eingezeichnet war.
Da es mittlerweile stockdunkel war, beschlossen wir, zurück zur Schule zu gehen und erst am nächsten Tag nach dem Versteck des Diebes (oder der Diebin?) zu suchen.
Trotz aller Aufregung fielen wir todmüde in unsere Schlafsäcke.
Dienstag:
„Liebes Tagebuch!“ (Tobi W.-Z.)
Heute in der Früh haben wir bereits lecker Semmeln mit Nutella oder Marmelade bekommen. Danach haben wir schnell zusammengeräumt, weil wir einen Salawe (Sauberkeits-Lager-Wettbewerb) gehabt haben. Um 9.15 Uhr sind wir aufgebrochen, um eine Diebin aufzudecken! Mit einer Karte, die wir in dem Tagebuch der Diebin gefunden haben, sind wir bis zu einer alten Hütte gegangen, in der wir das fehlende Teil fanden. Auf dem Weg dorthin haben wir Müll auf dem Weg gefunden, dadurch wussten alle, dass dies der richtige Pfad sein musste. Als Dank, dass die Pfadfinder das Rad zurückgebracht hatten, bekamen wir Rezepte und eine spannende Mühlenführung. Zurück in der Volksschule haben wir zum Abendessen Wok-Gemüse bekommen. Etwas später haben sich alle ums Lagerfeuer gesetzt und haben Lieder gesungen. (Der Teil jetzt gefällt mir persönlich am besten.) Nach vielen Liedern durften alle, die nächstes Jahr zu den GuSp überstellt werden, diese Nacht in einem Zelt übernachten
Nach dem gemeinsamen Frühstück las uns Clara noch einmal aus dem Tagebuch vor, das wir am Vorabend gefunden hatten. Wir beschlossen, nun bei Tageslicht zur Fischzucht zu gehen und dort nach weiteren Spuren zu suchen.
Der Weg führte am Bach entlang das Helenental aufwärts, im Schatten eines schönen Buchenwaldes. Immer wieder fanden wir seltsame Dinge am Weg: Germverpackungen, Schnipsel von Mehlsäcken, alte Teigkarten, Simperl, weiße Stofffetzen, … Etwas unheimlich war es dort, wo der Weg unter der hohen, polternden Autobahnbrücke hindurchführte. Als wir knapp vor der Erlachmühle aus dem Wald auf eine große Wiese kamen, begutachteten wir nochmals die Karte und gingen in einem großen Bogen um die Mühle. Weiter ging es über eine Wiese und durch ein Waldstück, an dessen Ende wir weit vorne auf der Lichtung die gesuchte Hütte entdeckten. Wir stärkten uns mit Süßigkeiten, Äpfeln und Saft, bevor wir uns in größter Hitze leise der Hütte näherten. Nikolaus schlich zur Tür und rief: „Komm heraus!“ Zuerst tat sich nichts, doch bei der zweiten Aufforderung war ein Geräusch zu hören und die Tür öffnete sich quietschend. Durch den Spalt schaute eine Frau mit Brille und türkiser Strickjacke (viel zu warm bei dieser Hitze!). Sie tat so, als wüsste sie von nichts, doch als Beweis hatten wir ihre Tasche und ihr Tagebuch dabei. Außerdem hatte ihr weißes T-Shirt unter der Strickjacke ein großes Loch… So gab Lisa, so hieß die Diebin, schnell zu, dass sie die gesuchte Person war.
Sie hatte es sich in der Hütte tatsächlich gemütlich gemacht: Am Boden neben dem Heuwender lagen ein Schlafsack und ein Buch, überall lag Müll herum, und im Eck stand ein Bollerwagen, in dem das gesuchte Riemenrad der Mühle lag. Wir konnten sie davon überzeugen, das Rad gemeinsam in die Erlachmühle zurückzubringen. Die WiWö, mittlerweile schon bewandert im Brotbacken, gaben Lisa sofort ein paar Tipps, wie ihr Brot in Zukunft besser würde.
Am Rückweg rasteten wir an einer schattigen Stelle am Bach. Einige WiWö stiegen in den Bach, manche schwammen sogar darin. Wir ließen uns die Wurst- und Käsesemmeln schmecken. Nach den letzten heißen Metern kamen wir um kurz vor 12 Uhr bei der Erlachmühle an. Wir klopften, und Antonia, die Müllerin, erschien. Oh, wie froh war sie, das gestohlene Riemenrad wieder zu bekommen! Sie war auch nicht böse auf Nikolaus, da er es mit unserer Hilfe ja wieder zurückgebracht hatte. Als Belohnung bekamen wir Anhänger für unsere Halstücher und ein Rezept für Steckerlbrotteig, außerdem eine sehr spannende Mühlenführung. Antonia zeigte uns alle Maschinen und Mehlsiebe und erklärte uns, was das giftige Mutterkorn anstellen kann, wenn es in einer Mühle übersehen und mitgemahlen wird. Zur Stärkung bekamen wir Apfelsaft, Wasser und das wunderbare Roggenbrot der Erlachmühle mit Butter und Aufstrichen. Es war wirklich köstlich!
Nach der herzlichen Verabschiedung wanderten wir zurück zur Schule – Gott sei Dank ging es bergab, denn es war mittlerweile unglaublich heiß! In der Schule legten wir uns sofort auf den kühlen Boden oder gingen duschen. Danach machten ein paar Kinder Erprobungen, andere zeichneten und wieder andere halfen beim Gemüse schneiden. Im riesigen Wok brieten Lotte und Tobias St. mit Ausdauer das Wokgemüse. Dazu gab es Jasminreis und Erdnusssauce – es schmeckte wirklich ausgezeichnet!
Im Anschluss an das frühe Abendessen ging über die Hälfte der WiWö nochmal ins Alpenseebad und genoss das kühle Wasser. Die anderen blieben in der Schule, schrieben Karten und zeichneten.
Nach unserer Rückkunft bauten die WiWö, die im Herbst überstellt werden, auf der kleinen Wiese im Eck vor der Schule einen Kegler auf und übersiedelten ihre Matten, Schlafsäcke und Stofftiere. Sie durften heute als Vorbereitung auf die GuSp im Zelt schlafen.
Das Abschlusslagerfeuer fand fast schon im Dunklen statt und war sehr lustig – Niko spielte mit Tobias auf der Gitarre, Jammerlappen sang mit und die „Schimpansen“ von Udo durften natürlich auch nicht fehlen. Wir aßen den letzten Kuchen und bekamen sogar Besuch von den Nachbarinnen.
Alle WiWö, auch die draußen im Zelt, schliefen heute sehr schnell ein. Gott sei Dank waren wir Leiter:innen noch munter, als um kurz nach 1 Uhr der Sturm losging und ein starkes Gewitter mit sich brachte. Die angehenden GuSp wurden problemlos in die Schule evakuiert und schliefen alle gemeinsam in einer Klasse.